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Fischer Motorsport holt Doppelsieg in 24 Stunden von Le Mans

June 21, 2020 07:30 PM CET 681 Aufrufe
Fischer Motorsport holt einen Doppelsieg in den iRacing 24 Stunden von Le Mans 2020. Das Porsche Team Nr. 84 mit Manuel Mayer, Pascal Theis und Nathan Manning gewinnt ein Rennen, was an Spannung nicht zu überbieten war. Zur Entscheidung des Zweikampfs mit dem Schwesterauto kam es erst in der letzten Stunde, beim letzten Boxenstopp. So wurde das Porsche Team Nr. 85 mit Kyle Birnie, Aaron DePoy und Benjamin Fischer am Ende knapp Zweiter.

Die fünfte Ausgabe des prestigeträchtigsten iRacing Langstrecken-Rennens startete am Samstag Nachmittag, an einem heißen Sommertag im französischen Le Mans. Dabei ging das Rennen aufgrund technischer Probleme des Organisators iRacing mit einer Verspätung von einer Stunde los. Als die Startaufstellung bereit war und sich das Feld in Bewegung setzte brach dann das Chaos aus. Kyle Birnie, Startfahrer im Porsche Nr. 85 wurde vom Densu SimRacing Porsche Nr. 83 berührt, der sich darauf hin weg drehte. Für Birnie und das Team selbst blieb der Vorfall glücklicherweise ohne Folgen.

Birnie startete das Rennen offiziell vom vierten Platz nachdem er im Qualifying eine super schnelle Runde von 3:52.493 hin legte. Manuel Mayer folgte auf der achten Position mit einer Zeit von 3:53.056.

Nachdem das Chaos des Starts überstanden war, fanden sich beide Teams in den Top Ten wieder, wo Birnie dann recht schnell sich auf der dritten Position festsetzte, während Mayer in einem Dreikampf um Platz acht verwickelt war.

Actiongeladene erste Stunden & Unfall in Mulsanne

Runde 71: Kyle Birnie wird eingangs Mulsanne in einen Unfall mit dem LMP1 Prototypen Nr. 7 von FBP Racing verwickelt
In Runde 71 wurde dann Birnie eingangs der Mulsanne-Kurve vom FBP Racing LMP1 Prototypen Nr. 7 getroffen und beide Fahrzeuge machten einen Ausflug in das Kiesbett, was eine riesige Sand- und Staubwolke aufwirbelte. Nur durch Glück und eine geistesgegenwärtige Reaktion konnte der 30-jährige das Schlimmste verhindern und das Team konnte bestätigen, dass bei dem Vorfall am Porsche 911 RSR GTE mit der Startnummer 85 nur die Seitenschürze leicht verbogen wurde.

Birnie und Mayer eröffneten das Renne jeweils mit einem Doppelstint, bevor Benjamin Fischer vom Kalifornia den Porsche Nr. 85 übernahm und Pascal Theis den Porsche Nr. 84 von Mayer.

Durch zwei unglaublich schnelle Stints schloss Theis in der Folge schnell auf Fischer auf und machte dabei die Zeit gut, die das Team Nr. 84 im Startchaos zuerst verloren hatte. Schlussendlich zog er sogar an dem Leipziger vorbei und übernahm somit Position drei.

Langsam ging das Rennen in die Abendstunden und die Sonne senkte sich über die Französische Landschaft. Der Porsche Nr. 84, inzwischen mit Nathan Manning am Steuer, kontrollierte die Pace. Der U.S.-Amerikaner aus Indiana, der sonst für Graphite Racing fährt, erwies sich als großartige Verstärkung für das Fahreraufgebot des Teams, in seinem Gaststart. In der sechsten Stunde des Rennens, in Runde 79, übernahm Manning schließlich sogar die Führung, als der bis dahin GTE-Klassenführende Porsche Nr. 8 von Ramada Motorsports in der Indianapolis-Kurve verunallte.

"Wir hatten eine gute Pace und die Strecke wurde immer schneller. Dann hat mir das Team auf einmal gesagt wir liegen in Führung. Da wusste ich zuerst gar nicht was passiert war. Dann sagten sie mir, dass die Acht einen Unfall hatte, als sie in Führung lagen. Da hab ich mich dann nochmal stärker drauf konzentriert die Pace zu halten und fehlerfrei zu fahren.", erklärte Manning.

Birnie spektakulär in der Nacht & Porsche Nr. 84 mit Problemen

Während der 24-Stunden-Klassiker in die Nacht ging, stal Kyle Birnie nun die Show. Der California aus Sunnyvale in der Nähe von San Francisco startete seinen ersten triple stint nach Teamkollege Aaron DePoy aus Hot Springs, Arkansas. und legte eine schnellste Runde nach der anderen auf die Strecke. Die Zeitenliste anführend, kam er Teamkollege Pascal Theis immer näher, der mit etwas Schaden am Fahrzeug zu kämpfen hatte.

Diesen Schaden erlitt der Porsche Nr. 84 nachdem Theis aus der Box kam und von hinten vom Legacy eRacing LMP2 Prototypen Nr. 15 eingangs der Dunlop-Schikane getroffen wurde, was zur Folge hatte, dass der Heckdiffuser verbogen war.

Fans und Fahrer bekamen am Samstag wieder einen fantastischen Sonnenuntergang über Le Mans geboten, einer Gründe die das Event jedes Jahr zu etwas ganz Besonderem machen
"Das war ein blöder Unfall. Aber wir hatten noch Glück im Unglück, denn es hätte wesentlich schlimmer ausgehen können. Wir wussten zuerst nicht wie schlimm es war, daher dachten wir sogar zunächst evtl. wieder an die Box zu kommen um uns das anzuschauen. Aber ich bin dann draußen geblieben, weil sich das Auto noch ganz okay fahren lies. Die Reparatur haben wir dann beim nächsten Boxenstopp nachgeholt. Aber Kyle war unglaublich stark. Da bin ich mir nicht sicher, ob ich die Pace hätte mitgehen können, selbst wenn wir keinen Schaden gehabt hätten.", sagte Theis zu seinen Stints in der Nacht.

Nathan Manning erwies sich in den Morgenstunden als der Iron Man für das Team Nr. 84, nach der kürzesten Nacht des Jahres. Aaron DePoy erwies sich als der gleiche für das Porsche Team Nr. 85, nachdem er nach Birnie dann ebenfalls konstant Runde für Runde absolvierte.

Fans, Fahrer und Teams begrüßten den Sonntag, als die Sonne langsam über dem legendären Rennkurs aufging und in ein goldenes Licht tauchte. Beide Fischer Motorsport Autos hatten nun die Nacht überstanden und lagen immer noch auf dem ersten und zweiten Platz in der GTE-Klasse.

Doch waren nun die beiden Fischer Motorsport Autos inzwischen auf unterschiedlichen Strategien unterwegs. Der Porsche Nr. 84 hatte einen Boxenstopp weniger absolviert und hielt jeweils eine Führung von ca. einer Minute über das Schwesterauto, die er nur dann abgab, wenn er zum Boxenstopp reinkam. So wechselte die GTE-Klassenführung immer wieder zwischen beiden Teams die Hände und alles deutete auf ein spannendes Finale in den iRacing 24 Stunden von Le Mans 2020 hin, das von Strategie geprägt sein würde.

DePoy & Manning in der Rolle der Iron Men

Aaron DePoy, der in beeindruckender Manier während der Nacht- und Morgenstunden vollen Einsatz zeigte, übergab den Porsche Nr. 85 an Fischer, der nun gegen Manning kämpfte. Manning wiederum war auf seinem letzten triple Stint des Rennens. Doch trotz des Rennens und dem erschöpfenden Kampf gegen die Uhr, der an beiden Fahrern, DePoy und Manning, seine Spuren hinterlies, beendeten beide ihre Stints fehlerfrei.

Runde 168: Theis kommt aus der Box und wird hinten vom LMP2 Prototypen Nr. 15 von Legacy eRacing etroffen
"Ich bin so stolz auf das Team. Es ist ja schon großartig überhaupt nur mit dabei zu sein, hier in Le Mans. Diese Strecke bedeutet so vielen so viel. Ich meine, wenn Du über Le Mans sprichst, da weiß jeder sofort Bescheid. Aber hier her zukommen und um den Sieg mitzufahren, und dann auch noch gegen deine eigenen Teamkollegen, das ist echt genial.", sagte ein sichtbar aufgeregter und dennoch erschöpfter DePoy nach seinem letzten Stint.

"Hoffentlich können wir den Jungs in der 84 ordentlich einheizen und ein gutes Finish sehen. Ich denke das läuft auf den letzten Boxenstopp raus, da könnt ihr euch drauf verlassen.", fügte DePoy hinzu.

Der 21-jährige sollte mit seiner Vorhersage Recht behalten. Fischer, der hinter seinem langjährigen Freund und Teamkollegen Manuel Mayer die zweite Position hielt, pushte hart und brachte den Porsche Nr. 85 in Runde 348 bei noch gerade mal 47 verbleibenden Minuten zum letzten Stopp an die Box, wohl wissend, dass er unter normalen Umständen nicht noch einmal an die Box kommen müsste.

"Wir dachten dran evtl. keine Reifen zu wechseln, haben uns dann aber recht schnell gegen diesen Gedanken entschieden, nachdem wir uns die Reifen angeschaut hatten, nach einem Doppelstint davor. Da wussten wir, dass wir die Reifen nicht sicher triple stinten konnten. Also haben wir vier frische Reifen genommen. Wir wussten die 84 muss nochmal an die Box, also lag unsere Chance darin über die Pace die fehlende Zeit gut zu machen.", erklärte Fischer nach dem Rennen.

Dramatisches Finale dank verschiedener Strategien

Insgesamt fehlten dem Porsche Nr. 84 mit Mayer zwei Runden Sprit und daher musste er für einen kurzen Tankstopp zwei Runden vor Schluss nochmal rein kommen. Trotz aller Versuche konnte Fischer die Lücke zu Mayer nicht unter die entscheidene Marke von 35 Sekunden drücken und so behielt Mayer eine Führung von zwei Sekunden, als er zurück auf die Strecke ging, mit zwei überrundeten GTE-Fahrzeugen zwischen ihm und Fischer.

"Der Verkehr hat uns eigentlich Sorgen gemacht, dass die 85 dadurch Windschatten bekommt und auf der Geraden an uns ran kommt. Wir hatten etwas weniger Top Speed. Aber es stellte sich dann heraus, dass uns das sogar geholfen hat, dann die Überrundeten kämpften um den fünften Platz und haben es daher für Ben nicht einfach gemacht.", fasste Mayer die Situation zusammen.

Fischer gab dennoch nicht auf und kam sogar noch bis auf 1,7 Sekunden an Mayer heran, bevor das Team sich dann entschied auf der letzten Runde nicht mehr anzugreifen und stattdessen die schwarz-weiß-karierte Flagge im Formationsflug zu holen. Den Sieg holte somit das Porsche Team Nr. 84 mit Mayer, Theis und Manning. Abgerundet wurde der größte Sieg in der 18-jährigen Geschichte von Fischer Motorsport mit dem zweiten Platz auf dem Podum mit dem Porsche Team Nr. 85 und Birnie, DePoy und Fischer.

Die Entscheidung: Zwei Runden vor Schluss kommt Mayer aus der Box, drei Sekunden vor Fischer
"Das ist der größte Erfolg für unser Team, den wir jemals erlebt haben. Mir fehlen wirklich die Worte. Das war absolute Teamarbeit. Unser dank geht natürlich in erster Linie an iRacing, die so ein fantastisches Event auf die Beine stellen. Ja klar, es gab Probleme vor dem Rennen. Aber mit der ersten Runde war das ein fantastisches Rennen, muss man sagen.", fasste Fischer das Rennen für das Team zusammen.

"Ich bin wahnsinnig happy für Manuel, Pascal und auch Nate, der einen phänomenalen Job gemacht hat, als er von Graphite Racing für dieses Rennen zu uns kam. Außerdem will ich an dieser Stelle auch ein Riesenkompliment machen an unseren Staff in der Box, Julian, Ryan und Casper. Die Jungs haben mindestens genauso Anteil, dass das möglich war.", so Fischer weiter.

"Und ich weiß, dass uns am Ende eine Position fehlte, weil ich es leider nicht ganz geschafft habe, aber ich bin auch unglaublich stolz auf Aaron und Kyle. Was für eine Leistung von den Jungs, besonders in der Nacht und in den Morgenstunden. Einfach super."

Für das Team bedeuteten die iRacing 24 Stunden von Le Mans 2020 außerdem verschiedene neue Rekorde. Auf dem Weg zum Doppelsieg komplettierten beide Fahrzeug jeweils 361 Runden und 4920 Kilometer, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 205 km/h. Insgesamt absolvierten dabei beide Teams 55 Boxenstopps auf dem Weg zum Doppel-Podium.

Der Sieg bedeutet einen weiteren Eintrag in der Liste der größten Teamerfolge für Fischer Motorsport, nachdem man bereits im Januar die iRacing 24 Stunden von Daytona gewann und im April im iRacing 24h-Rennen am Nürburgring den zweiten Platz holte.

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